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ATMUNG  &  HALTUNG

Atemtypen im Musikunterricht

 

Als Musik- und Yogalehrerin berücksichtige ich die Erkenntnisse der „bipolaren Atemtypen“ für die Haltung am Instrument. Doch sind sie ein kontroverses Thema unter Musikern und Musiklehrern. Einige von ihnen wollen nicht mehr darauf verzichten. Andere lehnen es ab, sich überhaupt damit zu befassen.

 

INHALT 

  • Was sind Atemtypen?
  • Wozu nützt uns das Wissen um den eigenen Atemtyp?
  • Warum werden die bipolaren Typen als solar und lunar bezeichnet?
  • Welcher Atemtyp entsteht, wenn Sonnen- und Mondstand fast gleich sind?
  • Hat das Sonne-Mond-Prinzip etwas mit den Sternzeichen zu tun?
  • Extreme Gegensätze
  • Wo kann man sich informieren?
  • Woran kann man bei Instrumentalisten den Atemtyp erkennen?
  • Könnten die Haltungen der jeweiligen Musizierenden nicht doch etwas Individuelles sein?
  • Gibt es Regeln für die Haltung der Atemtypen beim Musizieren?
  • Warum ist das erfolgreiche Konzept dennoch kontrovers?
  • Gibt es Menschen, die gegen ihren Atemtyp leben?
  • Warum unterrichten Musiklehrer nicht öfter nach den Erkenntnissen der Atemtyplehre?
  • Weiterführende Literatur

 Was sind Atemtypen?

Die bipolaren Atemtypen sind eine Entdeckung des Musikers und Geigers Erich Wilk (1915–2000). Als Geigenschüler fand er heraus, dass er keinen schönen Klang erzeugen konnte, wenn er die Körperhaltung seines Lehrers nachahmte. Wenn er jedoch eine konträre Haltung einnahm, konnte er die gleiche Tonqualität hervorrufen. Später beobachtete er, dass Menschen generell zwei unterschiedliche Haltungen und Bewegungen haben und dass das mit einer grundsätzlich unterschiedlichen Art zu atmen zusammenhängt. Seine Erkenntnis der typenpolaren Atem-Konstitution wurde später von der Kinderärztin Charlotte Hagena weiterentwickelt. Demnach gibt es Menschen, die aktiv einatmen und passiv ausatmen. Sie werden Einatmer genannt. Menschen hingegen, die aktiv ausatmen und passiv einatmen, werden Ausatmer genannt.

 

Die Atemtyplehre ist elementar für Blasinstrumente.Die Atemtyplehre ist elementar für Blasinstrumente.

       Der Atemtyp bestimmt Haltung und Bewegungsmuster beim Flöten, aber auch am Cello und am Klavier.

 

Wozu nützt uns das Wissen um den eigenen Atemtyp?

Der Atemtyp bestimmt unser Liegen, Sitzen, Stehen, Gehen und alle Bewegungen. Er ist uns angeboren und wirkt sich auf alle Tätigkeiten des Lebens aus: Wie wir uns bewegen, wie wir Kraft aufwenden oder uns erholen im Schlaf. Im normalen Leben achten wir nicht darauf. Beim Sport, in der Musik und beim Singen gehen die Leistungsanforderungen an den Körper weit über das Alltagsspektrum hinaus.  Der Atem beeinflusst besonders – natürlich!-  die Stimme (und die Stimmung). Deshalb werden die Erkenntnisse Wilks beispielsweise in der Gesangsausbildung an Hochschulen angewendet. Mir fällt dazu konkret Robert Altnöder an der Hochschule für Musik und Theater in München ein, der wie ich zusätzlich Yoga unterrichtet. Nahezu jede Sängerin weiß heutzutage, ob sie lunare Einatmerin oder solarer Ausatem-Typ ist und kann das bewusst einsetzen. Leider scheint es so, als ob diese Erkenntnisse zu wenig bei der Ausbildung von Instrumentalistinnen berücksichtigt würden. Obwohl die Körperhaltung ein entscheidender Faktor für den Klang und damit für den Ausdruck ist! Vom Wohlbefinden gar nicht erst zu reden, denn jede/r fürchtet die sogenannten Musiker-Krankheiten. Dabei könnte man die weitgehend vermeiden. Da ist Handlungsbedarf!

  Warum werden die bipolaren Atemtypen als solar und lunar bezeichnet?

Erich Wilk hat einen Zusammenhang mit dem Stand von Sonne und Mond zum Zeitpunkt der Geburt festgestellt. Das ist ähnlich wie bei den Gezeiten. Die Sonne übt einen verengenden, vertikal ziehenden Einfluss aus. Im Atemprozess entspricht das dem „solaren Atemtyp“. Der Mondeinfluss hingegen ist horizontal dehnend. Das entspricht dem „lunaren Atemtyp“. Wenn also am Tag der Geburt eines Babys der Sonnenstand um mindestens zehn Prozent höher ist als der Mondstand, wird ein/ solare/r Ausatmer/in geboren. Bei Vollmond hingegen werden fast ausschließlich lunare Typen geboren. Hier steht der Mond bei 100 Prozent.

 Welcher Atemtyp entsteht, wenn Sonnenstand und Mondstand fast gleich sind?

Offensichtlich entscheidet sich der Organismus für einen der beiden Atemtypen. Welcher das ist, kann man durch geeignete Tests herausfinden. Besonders schön kann man eine solche Atemtyp-Bestimmung in den Internet-Videos des Taiji-Meisters Frieder Anders verfolgen. Er führt eindrucksvoll vor Augen, wie ein Mensch, der nicht gemäß seinem Atemtyp auf der Erde steht, durch einen kleinen Schubs (ein kurzes Antippen) das Gleichgewicht verliert. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir in unserer Kraft sind, wenn wir uns unserem Atemtyp gemäß bewegen. Das ist die persönliche Grundvoraussetzung für die musikalische Ausdrucks-Freiheit. 

Hat das Sonne-Mond-Prinzip etwas mit den Sternzeichen zu tun?

Nein, das ist absolut kein esoterisches Thema. Vielmehr gilt: Die lunaren Menschen (Dehnungstypen) atmen brustkorbbetont und aktiv ein. Dabei wird der Brustkorb weit und hebt sich. Nach einer kurzen Atempause strömt die Luft passiv und kontinuierlich aus. Man kann sich das ähnlich vorstellen wie bei einem Luftballon. Man muss ihn aktiv aufblasen, um ihn zu füllen. Anschließend strömt die Luft von selbst wieder aus, die Spannung lässt nach. Das ist das Prinzip des lunaren Atemtyps, auch Einatmer genannt.

 Gegenspieler ist die/der solare Ausatmer/in. Anders als beim Dehnungstyp bleibt der Brustkorb des solaren Typs entspannt. Beim aktiven Ausatmen senkt sich das Brustbein sogar etwas nach innen. Dabei zieht sich die Zwischenrippenmuskulatur zusammen (Verengungsprinzip). Nach einer kurzen Atempause lockern sich die Bauch- und Flankenmuskulatur und die Luft strömt von selbst ein. Ausatmer/innen werden demnach passiv mit Luft gefüllt; sie bekommen die Luft geradezu geschenkt. Das Prinzip ist ähnlich wie bei einem Blasebalg: Um die Luft herauszupressen, muss man draufdrücken. Wenn man den Druck löst, füllt sich der Blasebalg wieder.

Das sind extreme Gegensätze!

Genau! Sogar so extrem, dass ein aktive Einatmer/innen in keiner Weise nachvollziehen können, wie es wäre, aktive/r Ausatmer/in zu sein. Und umgekehrt. Lunare Typen kommen erst durch Dehnung und Streckung in den Raum hinein so richtig in ihre Kraft. Solare, Ausatmende geben ihr Gewicht ab und werden im Gegenzug aufgerichtet. Unterschiedlicher geht es nicht. Der Atemtyp bestimmt sämtliche Lebensfunktionen wie Kreislauf, Stoffwechsel, Motorik, Sinneswahrnehmung und Gehirn. Natürlich gibt es mehrere Einflussfaktoren, aber der Atemtyp ist die Basis für die Körperhaltung, das Körperbewusstsein jedes Menschen. Das ist entscheidend beim Musizieren und im Yoga. Als Musik- und Yogalehrerin komme ich hier gleich von zwei Seiten.

Wo kann man sich informieren? Gibt es Fachliteratur dazu?

In der Buchhandlung waren mir zwei Bücher mehrmals aufgefallen, bis ich sie eines Tages kaufte. Das eine heißt „Sonne, Mond und Stimme“, von Romeo Alavi Kia und Renate Schulze-Schindler. Da geht es um Musik, speziell um Haltung und Atmung beim Singen. Das andere Buch heißt „Atemtypen im Yoga“ und wurde von Margarete Seyd und Anna Trökes als Fachbuch für Yogalehrende geschrieben. Beide Bücher haben bei mir einen Paradigmenwechsel bewirkt.

Von meinen Lehrern habe ich dazu leider nichts erfahren. Offensichtlich verkörperten meine früheren Lehrer und Lehrerinnen sowohl an den Instrumenten als auch im Yoga jeweils den anderen Atemtyp. Beispielsweise hatte ich mir für mein Cellospiel einen Stuhl gebaut, der wie ein Keilkissen nach vorn geneigt ist. So konnte ich mich beim Spielen leicht nach vorn neigen und Gewicht über die Arme nach unten abgeben (wie der berühmte Cellist Mstislav Rostropovich). Mein erster Cellolehrer war mit dem Stuhl überhaupt nicht einverstanden. Ich sollte beim Spielen möglichst den Rücken anlehnen und das Instrument fast liegend spielen. Ich fand einen Kompromiss, den mein Lehrer billigte, setzte aber das Cello auf seine Anweisung hin hoch am Körper an und musste dann deutlich Kraft aufwenden beim Spielen. Über eine gewisse Grenze technischer Fertigkeiten und Ausdrucksmöglichkeiten kam ich nicht hinaus. Ähnliche Schwierigkeiten erlebte ich beim Gesangsunterricht, denn mein Lehrer empfahl mir, nach dem Einatmen die Luft möglichst lange anzuhalten. Ich sollte damit eine Luftreserve im Brustkorb bilden, bis mein Einsatz käme und dann singen. Da war die Leichtigkeit weg. Heute weiß ich, dass das für meinen (solaren) Atemtyp kontraproduktiv ist. Damals hielt ich mich für unfähig.

Yoga ist nicht in jeder Form gesund. Während meiner Yogalehrer-Ausbildung beispielsweise erduldete ich zwei Jahre lang, dass mir in der Sitzposition ein Knie an den Rücken gelegt und meine Schulterblätter nach hinten gezogen wurden. Die so erzeugte Anspannung im Brustkorb erschwerte mir das längere Sitzen enorm. Auch einzelne Stellungen durfte ich nicht gemäß meinem eigenen Körperempfinden ausführen, sodass sich mich unsicher und angestrengt darin fühlte. Am schlimmsten empfand ich Stellungen wie die Kobra, bei denen ich den Kopf in den Nacken legen sollte. Am Ende der Ausbildung begab ich mich mit einem Prolaps in der Halswirbelsäule in physiotherapeutische Behandlung.

Aus meinem Leidensdruck heraus empfand ich die beiden Bücher als eine Offenbarung. Anhand der Tabellen in den Büchern errechnete ich meinen Typ und konnte nur bestätigen, was ich über meinen Atemtyp las. Ich fühlte mich schlagartig aus jahrelangen Unterrichts-Dogmen befreit. Nachdem ich den Cellisten Ludwig Frankmar aus Berlin hier in der Augsburger Moritz-Kirche erlebt hatte, veränderte ich noch am selben Abend meine Spielhaltung am Cello. Meine Flötenhaltung hatte ich schon zuvor umgestellt und in einem Atemtypen-Workshop bei den bekannten Konzertflötistinnen Britta Roscher (Ausatmerin) und Gabi Fellner (Einatmerin) verfeinert. Inzwischen spiele ich leicht und gelöst auf meinen Instrumenten. Heute kann ich frei singen, frei spielen, frei interpretieren und ich atme und bewege mich beim Yoga, so wie es meinem Typ und mir entspricht. Die mir gemäße Stellung der Beine, des Rumpfes, der Arme und Hände beeinflusst mein Wohlbefinden immens.

Woran kann man bei Instrumentalisten den Atemtyp erkennen?

Einatmerin links, Ausatmerin rechtsEinatmerin links, Ausatmerin rechtsRomeo Alavi Kia und Renate Schulze-Schindler nennen Beispiele in ihrem Buch „Sonne, Mond und Stimme“: Der Geiger Jascha Heifetz spielt aufgerichtet, mit hocherhobenem Arm, den Kopf in den Nacken zurückgelegt, tänzelnd beim Spielen. Anne Sophie Mutter hingegen steht relativ ruhig. Noch dazu auf hohen Absätzen, was nur Ausatmern wirklich liegt. Allerdings ist sie nicht besonders groß. Wäre sie Einatmerin, könnten hohe Schuhe für sie kontraproduktiv sein. Sie legt den Kopf seitlich und spielt die Geige vertikal nach unten. Das zeigt, dass der musikalische Ausdruck je nach Atemtyp anders vollzogen wird. Man spricht vom Dynamiker beim lunaren Typen und vom Statiker beim Solaren. Das ist meist auch zu beobachten. Zwischen den dynamischen Bewegungen des Flötisten Emmanuel Pahud (Einatmer) und den ruhigen von James Galway (Ausatmer) gibt es riesige Unterschiede.

 

Bei beiden Mädchen (9 u. 8 Jahre) wird der Atemtyp besonders an der Kinnhaltung sichtbar. Links Lunar, rechts Solar.

 

Könnten die Haltungen der jeweiligen Musizierenden nicht doch etwas Individuelles sein?

Es würde nichts bringen, einen lunaren Dynamiker auf Dauer zu einem Ballenstand mit lockeren Knien zu zwingen. Oder einen solaren Menschen aufzufordern, er solle passend zu einer bewegten Musik mehr herumlaufen und dynamischer agieren. Denn die Klangentfaltung hängt entscheidend von der zum Typ passenden Körperaktion ab. Die Autoren Kia und Schulze-Schindler zeigen einige repräsentative Beispiele auf, berichten von eigenen Erfahrungen aus Seminaren zu dem Thema. Kia zweifelte anfangs selbst am Einfluss des Atemtyps auf die Stimmbildung. Viele Sänger denken, dass der Klang der Stimme hauptsächlich von der Kehle abhängt. Aber Kia musste feststellen, dass ein Teil seiner Schüler, die bei ihm keinen großen Erfolg hatten, unter der Anleitung von Renate Schulze-Schindler fast unmittelbar einen vollen Klang entfalteten.

Gibt es Regeln für die Haltung der Atemtypen beim Musizieren?

Kia und Schulze-Schindler haben einige genannt. Allgemein kann gesagt werden:

* Ein lunarer Einatmer spielt eine Flöte besser mit gestreckten, sogar gebeugten Handgelenken. Ein schönes Beispiel dafür liefert Emmanuel Pahud, im Internet zu verfolgen. Der berühmte Flötist und Flötenbauer Johann Joachim Quantz (geb. 30. Januar 1697) war zum Beispiel lunarer Einatmer. Daher sind nicht alle seiner „Anweisungen, die Flöte traversiere zu spielen“ für Ausatmer geeignet.
* Der solare Ausatmertyp steht zunächst auf dem linken Fuß, spielt nach vorn unten, entspannter Oberkörper, gut gehobene Arme, nach hinten geknickte Handgelenke, expressive Mimik. Meist bewegt er das Instrument mehr als seinen eigenen Körper.
* Am Klavier kann der lunare Typ kann weiter entfernt von der Tastatur sitzen, Unterschenkel nach vorn etwas ausgestreckt, oft mir runderem Rücken, an den Luftraum hinter ihm angelehnt. Er kann auch den Kopf leicht in den Nacken legen. Entsprechend sind die Noten höher positioniert.

* Am Klavier sitzt der Solare aufrecht vor den Sitzbeinhöckern, Nacken lang, Brustbein entspannt. Die Handgelenke sind beim Spielen eher gestreckt, die Finger gebeugt. Das gilt auch für die Flöte.

*Mit gebeugten Handgelenken und gestreckten Fingern spielt der Lunare müheloser und virtuoser. Das gilt ebenso für die Flöte. Die Art, wie Solare und Lunare ihre Finger heben und senken, ist unterschiedlich.

*Die Handgelenke sind beim solaren Typ eher gestreckt, die Finger gebeugt. Das gilt auch für die Flöte.

Meine Schüler sind oft verblüfft, dass durch kleine Veränderungen der Klang so unglaublich viel schöner wird. Doch trotz der Atemtypen bleibt eine individuelle Möglichkeit, zu experimentieren, um den zum Stück passenden Klang zu finden.

         Wenn das Konzept in der Praxis so erfolgreich ist, warum ist das Thema dann so kontrovers?

Ich glaube, dass das Wissen zu wenig verbreitet ist. Sowohl im instrumentalen Musikstudium als auch in der Yogalehrer-Ausbildung wird es meist nur am Rand vermittelt. In der Regel orientiert ein Lehrer seine Anweisungen zu Instrumentalspiel und Atemtechnik an der ihm zugänglichen Überlieferung und (unbewusst) am eigenen Typ. Unbeabsichtigt nötigen daher viele Lehrer ungefähr die Hälfte ihrer Schüler zu unnatürlichen Stress-Haltungen. Ein weiterer Grund für Unkenntnis über die Funktionsweise der Atemtypen ist, dass es einige Menschen ablehnen, sich kategorisieren zu lassen. Aus welchen Gründen auch immer, sie fühlen sich eingeengt von der Vorstellung, einem bestimmten Atemtyp angehören zu sollen oder diesen gar zu vermitteln. Meiner Erfahrung nach fühlen sich Einatmer damit öfter eingeschränkt als Ausatmer. Zur Atemerfahrung des lunaren Typs gehören nämlich Weite und Raum.

Gibt es Menschen, die gegen ihren Atemtyp leben?

Einigen Menschen wurden durch jahrelange Erziehung bestimmte Haltungen des eigenen Atemtyps verwässert oder sogar abtrainiert. Wenn etwa die eigene Mutter den gegenteiligen Atemtyp hat, kann es schwierig werden, denn ein Kind ahmt zunächst die Haltung der Mutter nach. Haltung und Bewegung, die über Jahre eingeübt, also regelrecht erworben sind, werden als Teil der eigenen Persönlichkeit empfunden. Die gibt man beim Spielen eines Instruments nicht ohne Weiteres auf. Bei kleineren Kindern sehe ich noch kein Problem, sie verhalten sich im Normalfall ohnehin ihrem Atemtyp entsprechend. Kleine Frauen sprechen oft mit sehr erhobenem Kinn nach oben. Für solare Atemtypen, also Ausatmerinnen, ist das ungünstig. Die zu hoch gelagerte Kinnpartie würde sich auf den Flötenton negativ auswirken.  Einatmer-Frauen hingegen tragen manchmal aus modischen Gründen Schals und hohe Schuhe. Auch das wirkt sich ungünstig auf ihre Atmung und damit ihre Leichtigkeit beim Sprechen, Singen, Spielen aus.

Warum unterrichten Musiklehrer nicht öfter nach den Erkenntnissen der Atemtyplehre, obwohl sie im Studium davon erfahren?

Als Haupthindernis vermute ich, dass es für Unterrichtende ziemlich aufwendig ist, sich mit den Details der beiden Atemtypen zu befassen. Die meisten kennen zwar auf Nachfrage ihren eigenen Atemtyp, doch das ist schon alles. Den eigenen Atemtyp als Grundlage für Haltung und Tongestaltung anzuerkennen, bedeutet, offen für eigene Beobachtungen an sich selbst und im Vergleich zum anderen Atemtyp zu sein. Gleichzeitig gilt es, viele Fakten durchzuarbeiten und neugierig zu sein, das Gelernte zu erproben. Ich habe fast zwei Jahre dafür gebraucht, das Konzept der Atemtypen im Musik- und Yogaunterricht mit einer Kollegin zu erforschen. Das ist wichtig, um es in der Praxis erfolgreich umsetzen zu können. Dafür freue ich mich täglich über die Erfolge meiner Schülerinnen und Schüler. Es ist erfüllend, zu erleben, wie mühelos sich deren Musikalität in Klang, Bewegung und Ausdruck entfaltet.

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Weiterführende Literatur

Romeo Kia / Renate Schulze-Schindler: „Sonne, Mond und Stimme: Atemtypen in der Stimmentfaltung“

Anna Trökes / Margarete Seyd: „Yoga und Atemtypen: Fachbuch für eine individuelle Yogapraxis für Lehrende und Lernende“

Brunhilde Holderbach, Anzy Heidrun Holderbach: „Musik & Atemtypen, Handbuch entwickelt aus der Erfahrungswelt der Blockflöte“

Brigitta Seidler-Winkler: „Im Atemholen sind zweierlei Gnaden“: Terlusollogie® und Stimme

Christian Hagena: „Terlusollogie, durch typgerechtes Atmen zu mehr Körpergefühl und Gesundheit“

Dr. Rosina Sonnenschmidt: „Das Praxisbuch der lunaren und solaren Atemenergetik“

Frieder Anders und Judith Hechler: „Innere Kraft durch Atemtyp Qigong: Gesund durch richtiges Atmen“

Frieder Anders: „Taiji, Atemenergetik und Biomechanik. Der Weg zur Inneren und Äußeren Technik“